Anders als früher angenommen, nimmt nicht Fruktan sondern Insulin einer der Schlüsselrollen bei der Entstehung von hormonell bedingter Hufrehe ein. Tatsache ist zwar, dass viele Fälle von Hufrehe nach der Aufnahme von frischem Gras mit hohem Fruktangehalt auftreten. Deshalb wurde Fruktan in der Vergangenheit auch als eine der Haupt-Ursachen für Hufrehe angesehen. Dank neuer Forschung weiß man aber, dass die Insulindysregluation, die häufig bei Pferden mit PPID (Pituary Pars Intermedia Dysfunction, früher als Cushing bezeichnet) und EMS (Equines Metabolisches Syndrom) auftritt, eine viel wichtigere Rolle bei der Entstehung von Hufrehe spielt.
Jedes Pferd mit EMS und ca. die Hälfte aller ECS-/ PPID-Patienten leiden unter einer Störung des Insulinstoffwechsels, der Insulindysregulation. Die Körperzellen reagieren nicht mehr so gut auf das Insulin, das heißt der Transport des Zuckers aus dem Blut in die Zellen ist mehr oder weniger reduziert. Die Bauchspeicheldrüse versucht das auszugleichen, produziert immer mehr Insulin – und in der Folge steigt der Insulinspiegel im Blut dauerhaft an. Der Tierarzt nennt das Hyperinsulinämie. Damit sind wir beim Kern der Sache. Seit es nämlich gelungen ist, durch Infusionen von Insulin Hufrehe auszulösen, weiß man, dass die Hyperinsulinämie eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Hufrehe spielt. Es gibt hier einen direkten Link: Je höher der Insulin-Wert, desto höher ist das Hufrehe-Risiko. Deshalb sollten Pferde mit PPID oder EMS unbedingt auch auf Insulin getestet werden, um ein individuelles Management der Patienten möglich zu machen.
Und jetzt zurück zum Fruktan, dem Zucker im Gras. Jede Zuckeraufnahme führt im Körper zu einer vermehrten Insulinproduktion. Wissenschaftler haben aber herausgefunden, dass man einem gesunden Pferd oder Pony mindesten 1,5 bis 3 kg reines Fruktan mit einer Sonde eingeben müsste, um eine Hufrehe auszulösen.
Eine so große Menge Fruktan kann ein Pferd mit dem Gras unmöglich aufnehmen!
Hat das Pferd aber bereits eine ausgeprägte Insulindysregulation bzw. Hyperinsulinämie („das Insulin-Fass ist randvoll“), kann es schon ausreichen, wenn das Pferd nur eine Stunde auf der Weide Gras frisst, um den Insulinspiegel im Blut schlagartig nach oben zu treiben und damit Hufrehe auszulösen.
Bildhaft ausgedrückt:
Nur bei einem EMS- oder ECS-/ PPID-Patienten mit Insulindysregulation und Hyperinsulinämie bringt der „Fruktan-Tropfen das Insulin-Fass zum Überlaufen“.
Die Erkennung und Behandlung der Hormonstörungen (ECS/ PPID, EMS) entscheidet also bei der Mehrzahl der Hufrehe-Fälle über eine erfolgreiche Vorbeugung oder Therapie!
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